Draculas Gruft
Story 2
Prolog
Alles wiederholte sich. Nacht für Nacht und schweißgebadet wachte ich auf, aus diesem Alptraum, der Keiner war, denn es passierte wirklich.
Ich war auf Streife und mein Partner Ray erzählte mir wieder Geschichten von seiner Familie. Nur halb hörte ich zu, denn meine Gedanken waren bei einem ganz Anderen. Insgeheim lächelte ich, doch das Lächeln verschwand, als ich sah was sich vor mir abspielte. Jamie, der Junge der mir so ans Herz gewachsen war, lief vor zwei Männern davon und sie hatten Kanonen. „Drück aufs Gas“, brüllte ich meinen Partner an, dessen Redeschwall ein schnelles Ende nahm und er die Verfolgung aufnahm. Ich zog meinen Revolver und hielt ihn griffbereit. Wir kamen schnell näher, doch die beiden Männer schossen und Jamie, der in die Enge getrieben wurde, reagierte überstürzt und warf sich auf einen der Männer. Es ging alles so schnell, Jamie entriss dem Mann die Waffe und stellte sich vor ihn und kaum das ich in der Nähe war und selber abdrücken oder eine Warnung rufen konnte, schoss der andere Mann ihm in den Rücken. Ich feuerte und traf den Schützen am Bein. Der andere konnte fliehen, hinter dem mein Partner herlief. Jamie fiel wie in Zeitlupe zu Boden und blieb reglos liegen. Ich rannte zu ihm und lies mich neben ihm fallen. Jamies Shirt war rot gefärbt von seinem Blut, mitten ins Herz. Aus großen Augen, zitternd blickte er mich an, doch sagte nichts. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam nichts heraus. Ich rief durch das Funkgerät Hilfe und hielt Jamie in den Armen. Mein Blick verschwamm von Tränen und hilflos musste ich mit ansehen, wie er in meinen Armen starb. Hektisch versuchte ich irgendetwas zu tun, doch alles was ich machen konnte, war zu schreien und letztendlich nur noch leise schluchzend Jamies Körper zu halten. Ein Moment in meinem Leben, den ich nie vergessen werde, denn er hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt.
Meine Trauer wandelte sich in Wut und diese in Hass und ich wollte nur noch wissen was passiert war.
Ich suchte Billy, der Jamies bester Freund war oder ich es zumindest glaubte. Er versteckte sich, doch nicht gut genug für mich. „Jamie wollte mich beschützen. Als er vor den Männern davon lief, hat er mir die Gelegenheit verschafft, abzuhauen. Wäre Jamie nicht gewesen, wäre ich jetzt tot“, sagte er nur und schien sichtlich Reue zu zeigen. Doch ich war zu verbittert und zerrte ihn aufs Revier. Billy machte eine komplette Aussage und auch der Mann den mein Partner Ray erwischt hatte, packte aus. Ich hatte wenigstens mit etwas gerechnet, was diese Tat lohnte, doch so war es nicht. Eine harmlose Dealerei, endete in Mord.
Ich war so durcheinander, das ich mit niemandem reden wollte, weder meiner Freundin, meinem Vater oder Murdock.
Ich wollte Doppelschichten schieben, doch Captain Ricks erlaubte es nicht und das schlimmste war, das er mich zu unserem Polizeipsychologen schicken wollte. Doch was sollte das bezwecken? Ich war noch lange nicht bereit zu ‚reden’ und schon lange nicht mit einem Psychiater.
Anders als erwartet, bot Ricks mir eine Stelle in New York, bei SWAT an. Vielleicht war Abstand von all dem gut, sagte er und ich konnte nicht einmal seine Aussage verneinen. Ich wollte es mir überlegen. Ohne etwas zu sagen, wollte ich nicht davonlaufen und das gleich ans andere Ende von Amerika.
Ich saß in meinem Land Rover, direkt vor dem Veteranenkrankenhaus, in dem Murdock seit zehn Jahren zu Hause war und versuchte schon vorher passende Worte zu finden. Doch wie sollte man von jemandem Abschied nehmen, den man mehr vermissen würde, als die eigene Familie. Den Kopf aufs Lenkrad fallend und tief durchatmend saß ich da und schaffte es erst zehn Minuten später meinen Wagen zu verlassen und hineinzugehen.
Murdock war im hinteren Garten. Er saß auf einer Bank, die unter einem großen Baum stand und reichlich Schatten bot. Vor sich ein Buch, offen, doch nicht darin lesend, starrte er irgendwo ins Nichts. Er dachte nach, worüber wusste ich nicht, auch wenn ich eine Vorahnung hatte. Kaum hörbar näherte ich mich und blieb neben der Bank stehen. „Hi“, sagte ich nur und zwang mir ein Lächeln auf. Murdock war überrascht und sah mich aus großen Augen an. „Jane“, sagte er und stand langsam auf. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Als B.A. mir das von Jamie erzählte, warst du nirgendwo zu erreichen.“ Ich druckste herum und setzte mich, Murdock mit runterziehend, auf die Bank. „Ja, ich weiß“, begann ich und versuchte gegen die aufkommenden Tränen zu kämpfen. „Tut mir leid. Ich konnte einfach keinem gegenübertreten und ich bin eigentlich nur da um...“ Ich schwieg, denn in einem Satz zu sagen, worum es ging, war einfach zu schwer. Murdock sagte nichts, sondern wartete ab.
„Ich hab eine Stelle bei SWAT in New York angeboten bekommen und ich überlege ernsthaft sie anzunehmen.“ Als ich aufsah war kein Schalk, kein Lächeln zu sehen, fast war es, als wäre sein Blick lehr. Doch dann nickte er. „Verstehe“, sagte Murdock und ich zog die Augenbrauen zusammen und lächelte mit schmalen Lippen. „Nein, tust du nicht“, sagte ich und schüttelte den Kopf. „Nein, tu ich nicht“, kam Murdocks leise Antwort und er legte das Buch auf die Bank um danach schwer ein und auszuatmen. „Willst du jedes Mal weglaufen, wenn jemand stirbt, der dir wichtig ist?“ Murdocks Worte waren hart und trafen wie ein Blitz in meine Magengrube. Ich brauchte einen Moment, um zu antworten. Ich brauchte momentan für alles einem Moment länger, wurde mir klar, denn selbst das denken fiel schwer, bei dem Chaos in meinem Kopf. „Ich habe schon oft gesehen wie jemand angeschossen wurde, Kollegen verletzt, selbst Ray bei einem Sturz beinahe das Leben verloren hätte, doch das bringt der Job mit sich und so verrückt sich das vielleicht anhört, darauf bin ich jeden Tag gefasst, doch wie soll ich das bei jemandem wie Jamie sein? Er ist noch ein halbes Kind gewesen und starb wegen nichts.“ Ich merkte wie mein Ton lauter wurde und verstummte plötzlich. Wieder herrschte Stille, bis auf das Rauschen des Windes, ein paar Vögeln die in den Ästen saßen und sich lauthals unterhielten und hier und da ein Patient, der in einiger Entfernung vorbeilief. „Tut mir leid“, kam eine raue und leise Antwort. Murdock lehnte sich an die Bank und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. „Warum SWAT? Ist das nicht gefährlicher, als dein Job ohnehin schon ist?“ „Das sagt jemand, der als A-Team Mitglied jedes Mal mit dem Leben spielt, wenn er einen Auftrag annimmt?“, konnte ich nur antworten und Murdocks Gesichtzug unterstrich ein kleines Lächeln. „Punkt für dich“, sagte er und sah mich wieder an. „Wie lang bist du weg?“ „Ich weiß es nicht“, konnte ich nur ehrlich als Antwort geben. „Aber ich möchte dich noch um etwas bitten. Ich sehe B.A. und Face nicht mehr. Gib Face den Schlüssel, der ist zu meinem Haus. Wenn ihr mal untertauchen müsst oder einfach einen Platz zum schlafen braucht oder was weiß ich. Und sag B.A. er soll sich bald mal wieder im Weisenhaus blicken lassen. Die Kinder mögen ihn und würden ihn gern wieder sehen.“ Murdock nickte schwach. „Das heißt wohl, du reist schon demnächst ab?“ Ich konnte nur nicken, denn ein neuer Schwall übermütiger Gefühle überfiel mich und ich versuchte einfach nur sie zu unterdrücken. Ich stand auf um nicht in Murdocks Gesicht blicken zu müssen und drehte mich von ihm ab. „Du hast mich nie nach meiner Vergangenheit gefragt, obwohl ich immer dachte du wolltest so viel wissen“, platzte Murdock heraus und stand ebenfalls auf. „Mein Leben ist schon ein offenes Buch, wenigstens du solltest dein Leben für dich haben, außerdem dachte ich, wenn du es mir erzählen möchtest, wirst du es von dir aus tun und nicht wenn ich es will“, antwortete ich fast steif und sah Murdock nicken, doch der enttäuschte Blick war nicht zu übersehen.
Ich sah Murdock direkt in die Augen und lächelte ihn verträumt an. „Du liebst es zu fliegen und zu singen, liebst den Duft eines Kornfeldes und diese Mütze da“, begann ich und zeigte auf das Cap, das immer dort war, wo Murdock auch war, denn selten hatte er Es nicht auf. „Du machst dir mehr Sorgen um das Leben Anderer, als um dein Eigenes, deine Gedanken kreisen immer wieder um die Vergangenheit in Nam, auch wenn du kein Wort darüber verlierst, deine Familie ist das A-Team und sie sind dir mehr als wichtig. Es verletzt dich manchmal, was B.A. zu dir sagt, würdest es aber nie zugeben. Du hast eine menge Fantasie und hättest gern die Möglichkeit, sie mehr auszuleben. Auch wenn wir uns gerade zwei Monate kennen, denke ich manchmal, ich weiß mehr über dich, als B.A.“ Ich sah Murdocks Lächeln und nahm seine Hände. „Soll ich weiter machen?“ Murdock schüttelte den Kopf. „Du machst einem den Abschied nicht gerade leicht“, begann er und entlies ein krampfhaftes Kichern. Ich konnte daraufhin nicht an mich halten und küsste ihn, wogegen er sich nicht werte. Mit glasigen Augen sah ich ihn schließlich an. „Pass auf dich auf“, sagte ich nur noch leise und lies ihn los. Murdock nickte und steckte die Hände in die Hosentaschen, so wie er es immer tat, wenn er nachdachte oder einfach vor sich hinträumte oder hinstarrte. Ich fühlte mich, als würde ich eine Kette an meinen Beinen haben, mit einer riesigen Kugel dran, die es mir schwer machte, normal zulaufen und überhaupt vorwärts zu kommen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und sah mich ein letztes mal um. Murdock stand da, bewegungslos.
Das war das letzte was ich von ihm sah.
mag erst mal etwas kitschig anfangen und ich hab das mit Absicht in der Ich Form geschrieben... Ist aber auch nur der Prolog, geht in Kapitel 1 dann wieder normal weiter
__________________ You wanna see, how crazy i´am?
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